Beat Producer-Tricks: Effekt-Constructor

Der kreative Einsatz von Effekten spielt in moderner elektronischer Musik eine entscheidende Rolle. Dabei müssen es nicht immer hochgezüchtete Klangzerstörer sein: Auch mit klassischen Studiowerkzeugen aus dem Lieferumfang Ihrer DAW oder Freeware-Plug-ins lassen sich auf einfache Weise spannende Ergebnisse erzielen. In dieser Constructor-Serie geht Beat monatlich bewährten Methoden auf den Grund - und vermittelt gleichermaßen Basiswissen wie Producer-Tricks.

 

Rückwärtshall

Umkehren

Mithilfe von Reverse-Reverb-Effekten lassen sich neue musikalische Elemente in Ihren Tracks eindrucksvoll in Szene setzen. Als klangliche Grundlage bieten sich insbesondere Drum- und Percussion-Loops sowie rhythmische Instrumentenphrasen an. Platzieren Sie zunächst die Datei SW EM2-Lead05 aus der Sample-Kollektion Sven Weber Electromatic 2 [1] von der Heft-DVD auf einer Audiospur

 

Hall

Bearbeiten Sie die Lead-Sequenz mit der Funktion Reverse oder Umkehren Ihrer DAW, so dass sie rückwärts abgespielt wird. Aktivieren Sie das Plug-in Ambience als Insert-Effekt und stellen Sie Dry und Wetjeweils auf-7 dB. Erhöhen Sie den Decoy-Wert auf etwa 10 Sekunden. Exportieren Sie den mit dem Effekt versehenen Loop inklusive der kompletten Hallfahne mithilfe der /W/xc/own-Funktion Ihrer DAW.

 

Platzierung

Importieren Sie die erzeugte Audiodatei auf eine neue Spur, um sie schließlich für den gewünschten Reverse-Reverb-Effekt erneut umzukehren. Nun gilt es, die Audiodatei vor dem Einsatz des Synth-Loops zu platzieren, so dass ein nahtloser Übergang entsteht. Machen Sie bei Bedarf von der Crossfade-Funktion Ihrer DAW Gebrauch. Auf die beschriebene Weise lassen sich auch Rückwärts-Delays erzeugen

 

Sweep-Sounds

Rauschen

Gefiltertes weißes Rauschen ist die Grundlage vieler klassischer Effektklänge in Techno, House und Trance. Platzieren Sie die Datei White Noise (auf DVD) auf einer Audiospur Ihrer DAW und ziehen Sie diese auf die Länge von zwei Takten. Laden Sie das Plug-in TAL-Filter2 als Insert-Effekt. Definieren Sie für einen zweitaktigen Verlauf einen BPM-Factor von x2 und wählen Sie den Modulation Type LP 24 dB an

 

Filter

Als Typ kommt ein Tiefpass mit einer Flankensteilheit von 24 dB pro Oktave zum Einsatz. Zeichnen Sie den dargestellten Verlauf ein, um das Filter über zwei Takte hinweg langsam zu öffnen. Mithilfe des Deph-Reglers dosieren Sie die Modulationsintensität. Stellen Sie für einen markanteren Sweep eine moderate Resonanz ein. Damit ist bereits ein einfacher Filter-Sweep im Kasten

 

Phaser

Nun können Sie diesen beispielsweise noch mit wie Phaser, Flanger, Delay oder Hall veredeln. Wir haben den Klang mit dem Plug-in Volfram LE (auf DVD) einen Phaser-Effekt spendiert, bei dem die Rate sowie die Panoramaposition moduliert werden. Durch Anpassen der Filterkurve, zusätzliche Effekte oder das rhythmische Zerhacken des Rauschens erstellen Sie fix eindrucksvolle Variationen.

 

Wuchtige Impacts

Bassdrum

Kraftvolle Impact-Klänge sind oft das Mittel der Wahl, um Breaks in Club-Tracks einzuleiten. Diese lassen sich auch einfach selbst erzeugen, indem Sie eine knackige Bassdrum in einen Halleffekt schicken. Legen Sie dazu eine Audiospur mit der Datei RS WPureElectro_BassDrum16 an und erzeugen Sie einen Effektkanal. Wählen Sie diesen auf der Bassdrum-Spur als Send-Ziel mit einem Pegel von -6 dB.

 

Hall

Wechseln Sie zu dem Effektkanal und aktivieren Sie Smartelectronix Ambience als Insert. Da wir das Reverb-Plug-in als Send-Effekt für die Bassdrum verwenden, sind Dry und Wet wie abgebildet einzustellen. Für den gewünschten Einsatz sind lange Hallzeiten gefragt. Passen Sie die übrigen Plug-in-Parameter wie dargestellt an. Noch klingt der Sound allerdings ein wenig unspektakulär.

 

Veredelung

Abhilfe schaffen die Samples 909 Crash und 909 Clap, die wir ebenfalls mit Ambience als Send-Effekt versehen. Definieren Sie auch bei diesen Spuren einen Send-Pegel von -6 dB. Mithilfe eines Equalizers können Sie die hohen Frequenzen der Klänge betonen, während ein Transienten-Prozessor den Anschlag des Clap-Sounds hervorhebt. Justieren Sie Lautstärke und Send-Pegel der drei Kanäle nach Belieben.

 

Sidechain-Effekte

Bassdrum

Insbesondere in Electro und House ist Sidechain-Kompression eines der wichtigsten Werkzeuge für einen mitreißenden Groove. Platzieren Sie das Sample RS SW PureElectro_BassDrum16 auf jeder Viertel-Note einer Audiospur. Dabei soll die Bassdrum nicht zu hören sein, sondern nur das Plug-in Compressive Pro triggern. Dieses erwartet sowohl das abzusenkende als auch das Steuersignal in Stereo.

 

Routing

Aus diesem Grund wird für den Kompressor eine Audiospur mit vier Eingängen benötigt. Erzeugen Sie eine vier-kanalige Gruppe und routen Sie die Bassdrum auf diese. Senden Sie darüber hinaus Ihre Bassline und Synthesizer-Sequenzen an die Gruppe. Wir haben uns für die Spuren Sawer-Bassline und Omnis-phere-Pad entschieden. Justieren Sie die Surround-Pan-Werte des Bassdrum-Kanals wie abgebildet.

 

Kompression

Der Surround-Panner der Synthesizerspuren ist gegenläufig einzustellen. Wechseln Sie nun zum Gruppenkanal und aktivieren Sie dort Compressive Pro als Insert-Effekt. Wählen Sie als Sidechain-Eingang External an und drehen Sie Mix auf, so dass nur das komprimierte Signal zu hören ist. Definieren Sie einen Threshold von etwa -40 dB. Die Intensität des Pumpens dosieren Sie mithilfe des Ratio-Reglers.

 

Fine-Tuning

Experimentieren Sie mit den Zeitkonstanten Attack und Release. Geringe Werte stellen einen guten Startpunkt dar. Der Pumpeffekt lässt sich verstärken, indem Sie die tiefen Frequenzen des Steuersignals mithilfe des Low-Gain-Reglers anheben, Dadurch reagiert der Kompressor stärker auf die tiefen Frequenzen der Bassdrum. Passen Sie die übrigen Parameter wie abgebildet an.

 

Trigger-Tricks

Jetzt wird der Pegel der Synthesizerspuren abgesenkt, sobald die Bassdrum spielt. Ergänzen Sie nun die via Sidechain getriggerten Instrumente nach Belieben durch rhythmische Elemente. Probieren Sie auch einmal andere Bassdrum-Pattern auf der Trigger-Spur aus, um Groove-Akzente zu setzen. Die Wahl der Bassdrum, die den Kompressor triggert, beeinflusst den Sidechain-Effekt ebenfalls maßgeblich.

 

Zerhacken

Experimentieren Sie einmal mit verschiedenen Sounds mit unterschiedlichem Lautstärke- und Frequenzverlauf. Einen interessanten rhythmischen Effekt erzielen Sie, indem Sie ein Clap-Sample als Triggersignal verwenden und dieses rückwärts abspielen. Programmieren Sie mit dem Klang ein Sechzehntel-Muster mit verschiedenen Variationen, um gehaltene Synthesizertöne rhythmisch zu zerhacken. ■

 

Effektive Fills

Programmierung

Drum-Fills sind ein bewährtes musikalisches Mittel, um in Club-Tracks für Spannung zu sorgen. Mit dem richtigen Effekteinsatz verwandeln Sie altbackene Snare- oder Clap-Wirbel in echte Hinhörer. Programmieren Sie zunächst mit einem Snare- oder Clap-Sound Ihrer Wahl einen mehrtaktigen Wirbel, gerne auch mit einer rhythmischen Steigerung zum Ende hin. Erzeugen Sie dann einen Effektkanal.

 

Flanger

Senden Sie das Signal Ihrer Snare- oder Clap-Spur mit einem Pegel von -6 dB an den Effektkanal. Laden Sie dann das Plug-in TAL-Flanger in einen lnsert-Slot der Effektspur. Drehen Sie den Dry/Wet-Regler ganz auf und stellen Sie einen hohen Feedback-\Wert ein. Die übrigen Parameter können Sie beliebig justieren. Um das Fill noch interessanter zu gestalten, aktivieren wir außerdem TAL-DUB als Insert.

 

Sahnehäubchen

Stellen Sie den Dry/Wet-Regler auf etwa 10 Uhr. Mit den abgebildeten Einstellungen füllt das Stereo-Delay unser Clap-Pattern rhythmisch auf. Um den Flanger-Effekt im Laufe des Fills einzublenden, automatisieren Sie einfach den Send-Pegel. Für eine zusätzliche Steigerung sorgt eine Automation des Feedback-Werts des Delays. Ein dezent beigemischter Hall kann bei Bedarf für mehr Räumlichkeit sorgen.

 

Filter-Sweeps

Routing

Ein klassischer Trick zur Gestaltung des Spannungsverlaufs von Club-Tracks sind markante Filter-Sweeps auf der Summe. Erzeugen Sie einen neuen Gruppenkanal und routen Sie alle Instrumente darauf, die Sie filtern möchten, wie z. B. Drums, Bass und Lead-Sound. Durch die Nutzung einer Gruppe können Sie bei Bedarf einzelne musikalische Elemente von der Bearbeitung ausschließen.

 

Einstellungen

Laden Sie das Plug-in TAL-Filter als Insert-Effekt auf der Gruppenspur und wählen Sie den Typ High Pass an. Automatisieren Sie den Cutoff-Wert wie abgebildet, so dass er über acht Takte hinweg von 0% auf etwa 60% ansteigt. Um die Grenzfrequenz zu betonen, können Sie die Resonanz per Automation sukzessive erhöhen. Setzen Sie die Cutoff- und Resonanzwerte am Anfang des folgenden Takts wieder auf 0%.

 

Automation

Nun ist deutlich zu hören, wie das Filter das Signal bei höheren Frequenzen stärker ausdünnt.

Durch die dargestellte Automation des Drive-Werts können Sie diesem Effekt entgegenwirken. Experime-tieren Sie einmal mit unterschiedlichen Kurven, um den Verlauf des Sweeps zu formen. Automatisieren Sie ferner die Bypass-Funktion wie auf dem Bild, um das Plug-in vor und nach dem Sweep zu umgehen.

 

Dramaturgie

So stellen Sie sicher, dass das Filter den Mix im übrigen Songverlauf nicht unerwünscht ausdünnt. Nach dem Filtereffekt klingt der folgende Part umso kraftvoller. Jetzt gilt es, die dramaturgische Wirkung des Sweeps gezielt zu unterstützen. Wie wäre es beispielsweise mit einem in der Lautstärke ansteigenden Clap-Fill sowie einem rückwärts abgespielten Crash-Becken im letzten Takt des Parts?

 

Tiefpass

Die Eins des nächsten Takts können Sie mithilfe eines Crash-Samples sowie eines Impact-Sounds betonen. Auf die beschriebene Weise können Sie natürlich auch die Cutoff-Frequenz eines Tiefpasses automatisieren, um Ihren Track immer dumpfer werden zu lassen. Wählen Sie dazu bei dem TAL-Filter die Betriebsart Low Pass und reduzieren Sie die Cutoff-Frequenz via Automation, bis diese etwa 35% erreicht.

 

Wobble-Tricks

Erhöhen Sie auch hier im Verlauf des Sweeps die Resonanz. Selbstverständlich müssen Sie sich nicht nur auf lineare Verläufe der Filterfrequenz und Resonanz beschränken: Probieren Sie einmal eine rhythmische Automation dieser Parameter aus, um mehreren Synthesizerspuren das Wobblen beizubringen. Den Groove können Sie schließlich noch mit einem punktierten Achtel-Delay unterstützen. ■

 

Beat #94 Seite 40 - 42